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27.04.2010 20:00 Bagdad brennt

Es gab im Irak über 500 verschiedene Sorten von Palmen, angefangen von kurzen, gedrungenen Bäumen mit einem Schopf von planlosen grünen Wedeln, bis hin zu hochgewachsenen, schlanken Palmen mit Blätterkronen, die in ihrer Perfektion fast symmetrisch schienen. (…) Nach der Besetzung wurden sämtliche Palmen von den Truppen gefällt. Wir wollen fünf tote Soldaten für jeden Baum, den sie abgeschlagen haben… fünf tote Soldaten.

Der berühmte Blog Riverbend bildet die Textgrundlage für John von Düffels Theatertext Bagdad brennt. Am 17. August 2003 beginnt eine irakische Frau in einem Weblog vom Krieg zu berichten. Selbstbewusst stellt sie unbequeme Fragen, protokolliert die Schrecken, Erniedrigungen und Demütigungen. Die junge IT-Expertin erzählt, wie sich durch die Invasion der amerikanischen »Befreier« alles ändert, Zerstörung, Gewalt und Tod in ihr Leben dringen und der »Krieg gegen den Terrorismus« das Land um Jahrzehnte zurückwirft.

Der Monolog ist so stark, dass zu viel Bühnendekoration die Aufmerksamkeit in eine falsche Richtung lenken würde. Regisseur und Bühnenbildner Albert Michel Bossard hat mit wenigen Elementen die richtige Wirkung erzielt. Als das Stück fertig ist und das Licht wieder angeht, kann niemand so schnell aufstehen. Das soeben Gehörte war wie ein Schlag ins Gesicht. Zumindest für den Rest des Abends weiß jeder zu schätzen, was er hier hat. Magdalena Ostojic, Der Landbote

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