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Black Berlin Black – Widerstand

Of free men

Szenische Lesung von Jasco Viefhues

Er geht entlang der Seine in Paris, er kann die Sprache nicht, das Geld reicht für nichts, und gleichzeitig fällt er auf mit diesem tänzelnd, flapsig herausfordernden Gang. Warum tut er sich das an? Als Schwarzer Amerikaner, drei Jahre nach dem zweiten Weltkrieg in Paris. Ausgerechnet hier, in dieser Isolation, hier möchte er neu anfangen mit dem Leben, mit dem Schreiben? Ja hier, denn das Hier ist kein Ort. Das erzwungene und doch selbstgewählte Exil ist eine Lebensform – für James Baldwin Bedingung seiner intellektuellen, emotionalen, politischen Unabhängigkeit. Er wird das Exil wiederholen, in der Türkei, in der Schweiz, um selbstbestimmt, nach dem eigenen Geschmack lieben und politisch agieren zu können.

Of free men: Gemeinsam mit den Performer*innen sucht der Regisseur Jasco Viefhues nach den Konturen dieser Unabhängigkeit. In den Sätzen und Gedanken Baldwins, in der Bewegung seines Denkens. Of free men ist ein performatives Ausprobieren, ein Schmecken der fremden Worte als Suche nach einem eigenen, selbstbestimmten Geschmack.

James Baldwin gehört zu den wichtigsten amerikanischen Schriftstellern des 20. Jahrhunderts und verbrachte – wenn man die Jugend nicht berücksichtigt – die meiste Zeit seines Lebens im Exil. Frankreich, Türkei, Deutschland, Schweiz, vor allem aber Frankreich. Die Diaspora ist die Bedingung seines Überlebens und Schreibens. Über die Gründe für seine erste Selbstexilierung in den 1940er Jahren schreibt er: „Alles, was mir meine Landsleute in jenen 24 Jahren, die ich im Lande zu leben versuchte, anzubieten hatten, war der Tod – ein Tod überdies nach ihrem Geschmack.“ 1965 wird Malcolm X, drei Jahre später Martin Luther King ermordet; Baldwin geht erneut ins Exil, für den Rest seines Lebens. James Baldwin gehört zu den wichtigsten queer-diasporischen, Schwarzen Schriftstellern.