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Musik

Import Export A La Turka Goes Almanci

Turkish Sound from Germany
Record Refresh Party

İpek İpekçiğolu ist ihrer Zeit voraus. Schon 2007 blickte sie zurück auf die neue deutsch-türkische Musikgeschichte.

Jetzt zum 50. Jubiläum des Anwerbeabkommens mit der Türkei lohnt sich ein erneuter Blick beim post-migrantischen Almanci Festival im Ballhaus Naunynstr. Denn DJ İpek wagte mit der Kompilation IMPORT EXPORT A LA TURKA ‒ Turkish Sounds from Germany, als erste eine Bestandsaufnahme deutsch-türkischen Musikschaffens. Es ist keine Musik der Parallelwelten, dazu fehlen ungebrochene türkische Volkslieder oder Osmanische Hofmusik. Und doch ist die Musik der Türkei spürbar; …

… Arabesk vor allem, die anatolischen Rock ‒ Legenden der 70er Jahre, Volksmusik und manchmal selbst alte Filmschnulzen oder die formal strenge Kunstmusik. Die Breite und Vielfalt des musikalischen Ausdrucks widerlegt das Klischee des traurigen Ausländers, der in einem nicht näher genannten Zeitraum auch wieder gehen kann, aufs vortrefflichste. Die Sprachen wechseln, Deutsch ist in den Vordergrund gerückt, aber Türkisch bekommt allen Respekt, den es verdient. Überhaupt wird die Lebenswelt der Eltern gewürdigt, der ersten Generation in Deutschland, mit der alles begann.

Viel Politik ist zu hören: Fresh Familee und Aleksey rappen pure political consciousness. Politisch ist auch, dass die beiden einzigen anatolischen Titel kurdische sind. Dann doch überraschend ist Sema Mutlus deutsches Arabesklied, ein schmerzvoller, leichter Walzer, mit Volkalschleifen wie in den alten Kunstliedern Istanbuls von vor fünfzig, sechzig Jahren, voller Schmerz und verlorener Zeit.

Alle Interpreten ‒ Almancıs ‒ singen, was gesagt werden muss. Ehrlich, schmerzhaft, wütend. Und immer wieder voller Selbstironie, wie im pseudo-orientalischen Gejaule von Volkanikman oder in dem gebrochenen Deutsch von Ahmet Gündüz. Ganz am Schluss scheint die Ney auf, die mystische Flöte der Derwische, eingebettet in synthetische Klangnebel, und unter allem die Stadt.

DJ İpek İpekçioğlu, Star der „Gayhane“-Nächte im Berlin-Kreuzberger Club SO36, hat als Zeremonienmeisterin der transkulturellen Völkerverständigung Maßstäbe gesetzt. Sie hat für Trikont bereits den Sampler „Beyond Istanbul ‒ Underground Grooves of Turkey 1 & 2“ (Preis der Deutschen Schallplattenkritik) kompiliert.

Ein Abend mit DJ İpek & Special Guests

Live: Olivinn, Dj.Soulsaver aka Metin Baydak