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Literatur

Vibrationshintergrund: Mutlu Ergün

Literarische Erinnerungen und Fortschreibungen
Kara Günlük ‒ Die geheimen Tagebücher des Sesperado
Multimediale Lesung mit Mutlu Ergün

Kuratiert von Oliver Kontny und Deniz Utlu

Seit Noah Sows »Deutschland Schwarz-Weiß« und Fatih Çevikkollus & Sheila Mysorekars »Der Moslem-TÜV« ist es offiziell: Es darf über Rassismus gelacht werden. Mutlu Ergüns »Kara Günlük ‒ Die geheimen Tagebücher des Sesperado« schließt an diese Tradition an. »Kara Günlük« ist junge, freche politische Satire und bringt den deutschen Bildungsroman auf das nächste Level.

In seinen Tagebüchern zählt Sesperado nicht nur die Tage bis zur R.O.C., der Revolution of Color, dem Tag an dem sich alle People of Color (P.O.C.) vereinen, er trägt auch, oft auf sehr komische Art und Weise, mit seinen Lyrical-Guerrilla-Strategien dazu bei, diesen Tag näher zu bringen.

Im »Kara Günlük« erfahren wir zum Beispiel, was man alles auf die Frage »Wo kommst du heeeer« antworten kann und was passiert, wenn ein P.O.C.-Revolutionär zur Bundeswehrmusterung gerufen wird. Sesperados Familien- und Freundeskreis entblößt immer wieder die unfreiwillige Komik des Alltagsrassismus und stößt damit Angehörige der Mehrheitsgesellschaft immer wieder aus ihrer Privilegien-Kuschelecke. »Kara Günlük – Die geheimen Tagebücher des Sesperado« ist eine amüsante Anleitung, wie man rebellieren kann und gleichzeitig Spaß dabei hat.

Ich habe mich dazu entschieden ein Verzeichner zu sein, ein ehrwürdiger Verzeichner der prärevolutionären Zeit, der Tage vor der Befreiung der N.O.C., der Nation of Color.

Mutlu Ergün erzählt im »Kara Günlük ‒ Die geheimen Tagebücher des Sesperado« von spaßigen Cihadisten, knallharten Aktivistinnen und einem Lyrical Guerilla, der auch über sich selbst lachen kann. Diese politische Rebellion strapaziert nicht nur das Hirn, sondern auch die Lachmuskeln. Das »Kara Günlük» ist eine lustige Liebesgeschichte maskiert als Widerstandskampf und gelebter Widerstand maskiert als Liebesgeschichte.

Der Titel Vibrationshintergrund wurde einer Kurzgeschichte von Selim Özdoğan entlehnt.