Rashid Novaire veröffentlichte mit 19 seine erste Kurzgeschichtensammlung Reiher in Kairo, die sich laut Presseberichten liest „wie eine Reise um die Welt und in den eigenen Schädel zugleich“. Kurz danach war er Staatsgast im Internationalen Künstlerhaus „Villa Concordia“ in Bamberg. Diese Reisen haben ihm seitdem vier Romane, Musiktheaterstücke und Nominierungen für zahlreiche prestigereiche Preise eingebracht. Erst nach seinem fiktiven Porträt der chinesischen Chang-Dynastie (11. Jh.v.Chr.) und dem Amsterdam des 19. Jahrhundert durch die Augen eines umherziehenden transsexuellen Jungen machte sich Rashid Novaire auf die Suche nach einer autobiographischen Geschichte. Durch eine Begegnung mit der Regisseurin und Schauspielerin Bêrîvan Kaya auf einer Tournee mit europäischen Schriftstellern wurde ihm der Wert seiner familiären Wurzeln bewusst sowie der Umstand, dass man als „fremd“ behandelt wird, und dabei doch die großen Fragen jüngster europäischer Geschichte innerhalb der eigenen Familie teilt: mit seiner Großmutter aus Bottrop, die in der undurchsichtigen Vergangenheit schwelgte, an der ihre Brüder aktiv beteiligt gewesen waren. Oder mit seinem marokkanischen Vater, der früher als Schauspieler in „Nathan der Weise“ auf der Bühne stand und kaum erklären konnte, wie seine arabische Jugend ausgesehen hatte. Oder all die Male, wo er denken musste, „Sag mal, dass wir nicht zuhause sind“.