TRVΛNIΛ ist Poetin und Performerin. Mit Leichtigkeit bewegt sie sich zwischen Kreol, Englisch und Deutsch sowie zwischen künstlerischen Disziplinen, wechselt von Lyrik über Gesang zu Tanz und Performance. Mit all den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln treibt TRVΛNIΛ die Dekolonisierung voran: Sie öffnet den Raum für das eigene Wohlergehen, für das Wohlergehen von POCs und Schwarzen Menschen. Alltägliche Kämpfe erhalten hier Sichtbarkeit – eine Notwendigkeit, wenn wir unsere Gesundheit behalten wollen. Und eine künstlerische Herausforderung.
Mit der Reihe PORTRÄT bietet das Ballhaus Naunynstraße eine Plattform für Künstler*innen, sich und ihre Arbeit vorzustellen – das zu zeigen, was wirklich wichtig ist. PORTRÄT ist eine Einladung an das Publikum, Künstler*innen in der Komplexität ihrer Kunst zu begegnen.
Wir haben so viel Kraft! Manchmal. Eigentlich. Denn die Gesellschaft stellt jungen Schwarzen Erwachsenen und People of Color Hürden in den Weg. Diese Gesellschaft zehrt. Und wie wir regenerieren und Kräfte sammeln, ist schlicht nicht klar. Andere Gesellschaften und Communities haben hierfür Ressourcen und soziale Praktiken. Wie also lässt sich diasporisches Wissen zu einer Quelle der Energie machen?
In dem Projekt Gegenrhythmen beschäftigten sich die Teilnehmer*innen der akademie der autodidakten unter der Spielleitung des Performance- und Videokünstlers Zé de Paiva mit Eigenrhythmen, Empathie, Heilung und Selbstempowerment.
Wenn Du so richtig erfolgreich warst, als Teil der zweiten Generation, und dann die Pleite kommt, was dann?
Kubi war mal einer der angesagtesten Partyveranstalter der Stadt. Jetzt wohnt er wieder bei seinen Eltern. Die waren in den 1970er Jahren aus der Türkei zugewandert. Seinen Lebensunterhalt werden sie nicht zahlen. Ist das das Ende, wenn man pleite ist, den Rassismus satthat und die Vorstellung vom guten Leben der Eltern nicht teilt? Oder steckt hier der Neuanfang? Atilla Oener, Autor und Regisseur, schickt seinen Helden Kubi auf die Reise, Stromschnellen inklusive.
Der dramatische Text entstand in der Schreibwerkstatt Unconventional Signs – neue postmigrantische Theatertexte am Ballhaus Naunynstraße. Im Strom ist Atilla Oeners Regiedebüt.
Ein Mädchen und ihre Großmutter, Begegnung zwischen verwandten Körpern, zwischen Generationen, Epochen. Schwerwiegender Abstand, Frauenrollen, Körperbilder, Wertvorstellungen; und doch die unleugbare Verbindung. Die Beziehung zu unseren Großeltern ist komplex ‒ und vermutlich unterschätzt. Vor allem wenn die Großmutter in der NS-Zeit aufwuchs.
Die bildende Künstlerin und Choreografin Magda Korsinsky ließ ihrer Choreografie STRICKEN einer Recherche vorausgehen, in der sechs Schwarze Frauen zu ihren weißen Großmüttern und ihren Verhältnissen befragt wurden. Die hier entstandenen Videointerviews bilden eine einmalige Perspektive auf die deutsche, Schwarze Geschichte.
Der Choreograf und Tänzer Jao Moon lotet die Möglichkeit der Transformation des eigenen Körpers aus. Diese Erfahrung ändert seine Perspektive auf die gesellschaftlichen Grenzregime – er kann sie durchbrechen, überwinden, verändern oder bewegen. In Anlehnung an die kolumbianische Champeta – die Musik der Peripherie Cartagena de Indias – wird die Arbeit am eigenen Körper zu einer Praxis des Widerstands, die es vermag, die vorherrschende gesellschaftliche Ordnung in Frage zu stellen.
In Memory of dislocation durchläuft Jao Moon Räume sozialer Segregation in Kolumbien, Räume der Heteronormativität, Prekarität, tänzerischen Disziplin, Queerness und Berliner Clubkultur. Die Grenzen gesellschaftlicher Räume werden für Jao Moon zu einer physischen Herausforderung, an deren Ende die utopische Frage steht, ob sein Körper der Raum werden kann, in dem sich alle diese Grenzen auflösen.
Dort, wo die eine Welt aufhört, beginnt die nächste. Unablässig bewegen wir uns zwischen den Welten – als Kundschafter*innen und Verkünder*innen.
Der Hauptcharakter in Flight of the Canaries ist mit all dem Wahnsinn konfrontiert, der unser Alltag ist. Hin- und hergerissen zwischen Unsichtbarkeit und Hypersichtbarkeit sieht sich they als Schwarze Person zu Männlichkeit und Hochleistungen gedrängt: besonders sein, außergewöhnlich. Für so manchen avantgardistischen Schritt, für Styles und Haltungen erfährt they Bewunderung und ist doch gleichzeitig von Enteignung und Entrechtung bedroht. Rückzug? Wohin? In die Einsamkeit?
Flight of the Canaries ist Bishop Blacks vierte Arbeit am Ballhaus Naunynstraße und die Fortführung des künstlerischen Unterfangens, der Alltagserfahrung widerständige und selbstbestimmte Bewegungen entgegenzustellen.
Die Geschichte ist nicht zu Ende, die Geschichte geht weiter. Meine Tochter. Glück und Wahnsinn gehen weiter. Meine Mutter ist weiß. Deine Schwarz. Ich bin am Westpol aufgewachsen, Du in einer Weltstadt. Meinst Du, die Geschichte ist damit vorbei? Berlin, Du bist so groß, so frei, so provinziell gewaltsam. Sind Privilegien von kurzer Dauer? Öffnen sie den Horizont oder verblenden sie? Wem gehört die ganze Stadt? Für wen ist sie gemacht? Für Dich, für uns?
Auf meinen Schultern ist eine Soloperformance des Tänzers und Choreografen Raphael Moussa Hillebrand. Ausgehend von seiner Erfahrung, im Berlin der 1980er und 90er Jahre aufgewachsen zu sein, unternimmt Raphael den Versuch, die eigene Lebenserfahrung in eine Form zu bringen, so dass die nächste Generation und das eigene Kind daran anknüpfen können – eine getanzte, gebreakte, gesprochene und performte Weitergabe, musikalisch begleitet von Cellist Eurico Ferreira Mathias.
Zum jetzigen Zeitpunkt dieses Buch über Behinderung zu schreiben, ist für mich ein privater wie politischer Akt.
Hadija Haruna-Oelker ist Politikwissenschaftlerin, Autorin, Redakteurin und Moderatorin. Ihr erstes Buch, Die Schönheit der Differenz, war für den Preis der Leipziger Messe nominiert. Nun stellt sie ihr neues Buch Zusammensein - ein Plädoyer für eine Gesellschaft der Gegenseitigkeit im Ballhaus Naunynstraße vor.