Gibt es Zusammenhänge zwischen Symbolen der Black Power Bewegung und deutscher Gebärdensprache? Oder Rassismen, die in die Gesten übertragen wurden? Spielt Hautfarbe eine Rolle für Blinde? Wie fremd sind wir einander? Wie können wir miteinander Verbindung aufnehmen? Fragen dieser Art standen am Anfang der Performance Decolonize Bodies! Minds! Perceptions! ‒ einem Projekt der akademie der autodidakten am Ballhaus Naunynstraße, an dem gehörlose, sehende, blinde und hörende Menschen zusammenarbeiten.
Gemeinsam begeben sie sich auf den Weg an vermeintliche Grenzen, um herauszufinden, was ihnen dort begegnet. Mit Stille, Licht, Dunkelheit, Sounds und physischem Ausdruck lassen sie den Vorhang der Bühne im eigenen Kopf aufgehen. Wie verändern sich unsere Wahrnehmung, unsere Kommunikation, unser Handeln und unsere Sicht auf uns selbst, wenn wir nicht mehr nur von Inklusion reden, sondern ernst damit machen? Was erwartet die Menschen, wenn sie ihre inneren Barrieren erforschen und ihr Bewusstsein dekolonisieren?
In der Bewegung durch die unterschiedlichen Zeichensysteme und deren Eigenheiten liegt die Möglichkeit, neue Bedeutungen und Sinnzusammenhänge zu schaffen. Das Verbinden verschiedener Kulturen des Wahrnehmens und des Kommunizierens verändert die Vorstellungswelt. Körper machen Lieder für gehörlose Menschen hörbar, sie kreieren Sounds durch rhythmische Bewegung und der Sound schafft Bilder im Geist. Es entstehen neue Vorstellungswelten, die mit allen Sinnen betreten werden. Sie werden hinterfragt und auf vielfältige Weise verhandelt ‒ und die Verhandlung verändert das Geschehen. Mit Decolonize begeben sich die Protagonist_innen in das Wechselspiel der Kommunikation in einer inklusiven Welt.