Diskussion über antimuslimischen Rassismus
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Eine Kieferorthopädin verweigert einem Jungen die Behandlung, weil er mit Vornamen Cihad heißt. Die Angst vor einer „Islamisierung des Abendlandes“ bringt zehntausende Menschen auf die Straße. Die Mitarbeiterin einer Maklerfirma gibt zu, dass ein Kopftuch die Chancen auf eine Wohnung gleich null setzt. Und Marwa El-Sherbini, die 2009 in einem Dresdener Gerichtssaal von einem Mann erstochen wurde, der sie zuvor als „Islamistin“ beschimpft hatte, ist längst nicht mehr das einzige Opfer auch tätlicher Angriffe anlässlich der Wahrnehmung von Menschen als Musliminnen und Muslime.
Seit dem Ende des Kalten Krieges hat „der Islam“ (oder was damit in Verbindung gebracht wird) in Medien, Politik und gesellschaftlicher Wahrnehmung die Rolle der Antithese zum „Westen“ übernommen. Gewaltbereiter Islamismus fungiert als Bedrohungsszenario Nr. 1. Die Realität internationaler Konflikte und terroristischer Gewalt verschwimmt dabei mit dem Unbehagen, das die Aushandlungsprozesse um ein deutsches Selbstverständnis vielerorts hervorrufen, in denen auch Muslim*innen zunehmend Sichtbarkeit und Partizipation einfordern.
Das gesellschaftliche Klima verschärft sich und mit ihm vielfältige Ausschlussmechanismen. An welche Denkmuster wird hier eigentlich angeknüpft? Wie hängen mediale Berichterstattung, politische Entscheidungen und wirtschaftliche Interessen mit der zunehmenden Salonfähigkeit von antimuslimischem Rassismus und Islamophobie zusammen? Und welche Strategien können davon Betroffene schützen und empowern?
Im Kontext der Inszenierung El Dschihad diskutieren Prof. Iman Attia (Alice Salomon Hochschule Berlin), Mutlu Ergün aka Sesperado (Autor und Empowerment-Trainer) und Imad Mustafa (Politologe) Dynamiken und Gegenbewegungen eines abendländischen Unbehagens.