Ein dokumentarischer Theatertext über die Opfer des NSU
Warum konnte eine rassistische Mörderbande 10 Jahre lang ungestraft aus dem Untergrund ihr Unheil treiben? Warum führte ein gigantischer, polizeilicher Ermittlungsaufwand nicht zur Aufdeckung der Untaten? Warum wurden die Täter nur im Umkreis der Familie und Freunde gesucht? Welche Rolle spielten die Medien, der Verfassungsschutz und die Politik?
Das dokumentarische Theaterstück Urteile von Christine Umpfenbach und Azar Mortazavi, uraufgeführt im Residenztheater München, beantwortet diese Fragen, indem es konsequent die Perspektive der Opfer einnimmt. So deckt es Leerstellen und Strukturen auf, die das Versagen der Sicherheitsbehörden und Medien möglich gemacht haben. Die Ungehörten zum Sprechen zu bringen, ihre Zeitzeugenschaft wach zu halten, wider aller Vertuschungsstrategien, trotz aller Aktenvernichtung, darauf zielt die Veröffentlichung des Theaterstücks.
Im Ballhaus Naunynstraße stellen die Herausgeberinnen Azar Mortazavi und Christine Umpfenbach mit weiteren Autor*innen die Buchveröffentlichung von Urteile vor. Vertiefend zum Stücktext kommen im Buch, das 2016 im Unrast Verlag erschienen ist, Autor*innen wie Bilgin Ayata, Heike Kleffner, Kien Nghi Ha, Massimo Perinelli, Azadeh Sharifi und Deniz Utlu zu Wort, um unterschiedliche Dimensionen von strukturellem Rassismus zu beleuchten.
Lesung mit Azar Mortazavi, Christine Umpfenbach, Massimo Perinelli und Deniz Utlu, moderiert von Mutlu Ergün-Hamaz.