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Tanz

Move in patterns

Ein Tanzstück von Modjgan Hashemian

Teheran, Anfang der 80er Jahre: Es hätte die Befreiung des persischen Volkes werden sollen, der Sturz des autoritären Schah-Regimes. Doch nun sind Feiern und laute Musik verpönt, Tanzen wird verboten, die Menschen sind grau und schwarz verschleiert. Sie ziehen sich zurück in ihre Häuser und suchen die Freiheit in den eigenen vier Wänden.

Eine Kindheitserinnerung steht am Anfang: Während sich die Außenwelt immer mehr verschließt und für die Frauen unzugänglich wird, öffnet sich dem siebenjährigen Mädchen Modjgan eine neue Welt. Sie beginnt, die Muster der Teppiche im Haus ihrer Großeltern nach zu tanzen.
Das Tanzstück ist eine Annäherung an die islamische Republik und zugleich eine Suche nach dem Land der Kindheit ‒ der Teppich wird dabei zum Transportmittel zwischen Räumen und Zeiten. Die Muster sind Einschränkung, Begrenzung, und zugleich ein magischer Schutz gegen die Angst. Sie sind endlose Wiederholung, das Abbild einer kosmischen Ordnung und bedeuten das Eingeschlossensein in einem System, das keine Abweichung duldet.
Dabei folgt Hashemian dem ernsthaften Spiel, das jeder aus Kinderzeiten kennt: Nicht auf die Fugen der Fußbodenfliesen und der Pflastersteine, nicht auf die Ränder der Teppiche treten! Oder wie der Dichter Rumi sagt: Laufen / wie ein Schatten / ohne Füße.

In der wohldosierten Mischung aus Mimik und Bewegungsmaterial stellen die Tänzer ihre Individualität immer wieder aufs Neue unter Beweis; ihre Einschränkungen und ihre vergeblichen Versuche, aus dem System auszubrechen werden erlebbar. Die harte erschütternde Anklage des Stücks gebiert einen Moment elektrisierender Stille… (tanzpresse, 2.7.09)