Ich habe angefangen ein Tagebuch zu schreiben. Ich habe angefangen zu beobachten. Die Menschen wie sie sind, wie sie laufen, wie sie lügen. Ich sitze überall, ich sitze und beobachte. Ich versuche die Momente zu erwischen, die kostbar sind. Es ist so schön, wenn du irgendwo sitzt und beobachtest. Alles zieht an dir vorbei. Die Menschen, die Straßen. Ich habe angefangen zu reden, zu verstehen, die Gedanken zu sortieren. Ich habe angefangen zu lügen.
Ayhan Sönmez arbeitet als Schauspieler und Regisseur, zuletzt inszenierte er Was machst du morgen? und spielte selbst in Was will N. in der Naunynstraße? am Ballhaus Naunynstraße.
„Es regnete. Ich hatte Angst. Ich dachte, der Regen löst mich auf, wie Zucker.“ Der Schauspieler Ayhan Sönmez spricht die Sätze behutsam, balancierend zwischen Melancholie und Ironie. Es sind eigene Notizen und Tagebuchaufzeichnungen, die er da, dramatisch verdichtet, auf die Bühne bringt. „Tag für Tag“ heißt das Stück, es ist eine Reise in die Erinnerung, ein Mosaik aus Sehnsuchtsbildern und Selbstbezichtigungen. Die dunkle Seite des Gemüts verkörpert der Musiker Volkan T., breites Kreuz, tätowierte Arme, der gegen die fragilen Skizzen verzerrte Gitarrenriffs feuert. Ein Abend aus Punk und Poesie, den Ayhan Sönmez sich selbst erarbeitet hat. ‒ (Patrick Wildermann, Tagesspiegel)