Literarische Erinnerungen und Fortschreibungen
Kuratiert von Oliver Kontny und Deniz Utlu
„Migranten und Vibratoren haben mehr gemeinsam, als man auf den ersten Blick meinen könnte. (…) Den Vibrator holt man hervor, wenn man eine Lust befriedigen möchte. Den Migranten holt man hervor, wenn man eine befriedigende Erklärung braucht für Missstände, die man unmöglich selber mitverschuldet haben kann. Sobald die Befriedigung eingetreten ist, verschwindet beides wieder, in Schublade oder Ghetto, bis zum nächsten Mal.“ Selim Özdoğan
Selim Özdoğan, dessen erster Roman „Es ist so einsam im Sattel, seit das Pferd tot ist“ Kultstatus erreichte und der seitdem zahlreiche Romane und Erzählbände veröffentlicht hat, ist bekannt nicht nur für seine mit Leichtigkeit erzählte, aber tiefgründige Literatur, sondern auch für seine Vortragskunst.
Er ist ein Autor, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Texte zu schreiben, die ihm selbst gefallen, ‒ jenseits der Anforderungen des Marktes oder irgendwelcher Identitätspolitiken.
An diesem Abend wird er unter anderem seinen Text „Vibrationshintergrund“ und die Kurzgeschichte „Der den Klang der Worte liebt“ vorlesen. Der Erzähler möchte HipHoper werden, doch er endet als Schriftsteller, der festellen muss, dass es hierbei nicht um den Klang oder die Qualität der Worte geht, sondern um die Diktate des Literaturbetriebs.
Der Titel Vibrationshintergrund wurde einer Kurzgeschichte von Selim Özdoğan entlehnt.