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Theater

Schattenstimmen

Von Feridun Zaimoğlu und Günter Senkel

»Meisterhaft, das alles. Wie wir Minimum machen, Minimum auffallen, meisterhaft wodurch?, meisterhaft dadurch, dass wir Körperfarbe schwarz haben, und trotzdem undercover. Sieich werden geschaut von allen, von allen im Viertel, aber die Weißen halten Schwarze nicht auseinander, sie verwechseln sieich sogar. Gut, bei ihr sagen die Leute: Ist Frau. Bei mir sagen die Leute: Ist Mann. Aber sonst sagen die Leute: Ist schwarz, das reicht…«

Die Stimmen, die aus dem Schutz des Schattens zu hören sind, gehören Menschen, die es eigentlich nicht geben sollte. Menschen, die ohne Papiere in Deutschland leben und deren Alltag aus dem Kampf ums Überleben besteht. In Deutschland wird ihre Zahl auf eine Million geschätzt. Sie dürfen unter keinen Umständen auffallen, aus dem Schatten heraustreten, sichtbar werden. Eines ist allen gemeinsam: die ständige Angst vor Abschiebung und die Ungewissheit ihrer Zukunft.

Im Ballhaus Naunynstraße bekommen diese Stimmen Körper, werden zu Subjekten und beziehen Räume, in die sie das Publikum einladen. Der Regisseur Nurkan Erpulat zeigt in seiner Inszenierung, wie sich Menschen in den Nischen der Gesellschaft eingerichtet haben. Sie behaupten ihre Existenz und Individualität; gleichzeitig weigern sie sich, Opfer zu sein. Die Figuren berichten vom schwierigen Balanceakt, in dieser Schattenwelt zu existieren.

Das Autorenduo Feridun Zaimoğlu und Günter Senkel setzt mit dem Monologstück Schattenstimmen seine soziale und künstlerische Analyse fort, die es bereits bei dem Erfolgsstück Schwarze Jungfrauen (UA 2006) entwickelt hat. Auf der Grundlage von Interviews entwickeln die beiden Dramatiker Monologe mit sehr unterschiedlichen Geschichten und Sprachebenen, die zu einer Individualisierung der Figuren führt und gleichzeitig ein Abbild einer sozialen Realität entwirft.