Das Aussehen ist politisch, Haare sind politisch. Nicht nur in der Zuschreibung, sondern auch im Styling. Mode ist ein Code; er dient der Stilisierung, der Abgrenzung, der Markierung von ästhetischem Bewusstsein und gemeinschaftlicher Zugehörigkeit. Hier spiegeln sich Vorstellungen von „Schönheit“ und Körpernormen, von sozialer Klasse und Gender, von Identität. Hier „Standards“ zu setzen, ist koloniale Kontrolle; hier selbstbestimmt die Form zu finden, ein Freiheitsgefühl.
Sandrine Micossé-Aikins, Kunstwissenschaftlerin und Leiterin der Berliner Konzeptions- und Beratungsstelle Diversity Arts Culture, hat mit „People of the Comb. Zeitgenössische Haarpolitik in Ghana“ ein Buch vorgelegt, das dieses Geflecht aus Schönheitsstandards, sozialer Kontrolle, ökonomischen Beweggründen, Sexualität und Begehren in Ghana entflicht. Dabei zeigt sie, wie die gelebten ästhetischen Praktiken Widerstand und (Selbst)-Entwurf jenseits weißer Dominanz sein könnten. Sandrine Micossé-Aikins stellt an diesem Abend ihr Buch und damit wesentliche Einblicke in Schwarze Haarpolitiken vor, im Gespräch mit Beatrace Angut Oola.
Beatrace Angut Oola, Ideengeberin und Mit-Kuratorin der Ausstellung Connecting Afro-Futures. Fashion x Hair x Design und Gründerin der Design-Plattform Fashion Africa Now zeigt dazu ausgewählte Arbeiten von ost- und westafrikanischen Designer*innen: Sie alle vereint der Anspruch, im Design, (neo-)kolonial geprägte Denkmuster und Schönheitsnormen zu überwinden und dekoloniale Perspektiven im Umgang mit Afrohaar herauszustellen.