von Hakan Savaş Mican
IHSAN: Russisch. Mindestens 25 Jahre alt! Sie waren lange hier.
EYAL: Wir auch!
IHSAN: Habe auch Teile von der Mauer.
EYAL: Kein Interesse!
EYAL: Bei uns ist’s warm! Brauch ich eigentlich nicht!
IHSAN: Die ist nicht zum Anziehen. Die ist zum Anschauen und sich erinnern.
Irgendwann am Anfang des 21. Jahrhunderts. Ein heißer Sommertag in Berlin.
Es sind Schulferien. Die Freibäder sind voll, die Straßen leer. Die Zeitungen schreiben über die vielen Touristen und die Hitze. Dennoch ein historischer Tag für Berlin. Bei den Bauarbeiten für eine Moschee findet man eine 500-Kilo-Fliegerbombe aus dem zweiten Weltkrieg. Sie muss entschärft werden. Tausende müssen ihre Wohnungen verlassen und werden in Notunterkünften untergebracht. Es treffen sich Menschen, die sich sonst nie begegnet wären.
Ada und ihr Sohn Eyal aus Israel sind für ein paar Tage in Berlin, um ihre letzten Verbindungen zu Deutschland zu kappen.
Die Türkdeutschen Ihsan und Melike, deren familiäre Verbindungen schon längst zerbrochen sind, versuchen an ihrem Traum festzuhalten. Melike flieht aus der türkischen Kleinbürgerlichkeit in der deutschen Provinz und findet ihren Großvater Ihsan, der wiederum seine Heimat, seinen kleinen Tomatengarten in Berlin, verliert. Ada trinkt mit Ihsan auf die Narben in den Herzen, Melike singt mit Eyal ein Lied von Leonard Cohen und die Tomaten aus Ihsans Garten sehen zu.
Jeder trägt eine Bombe in sich, die in dieser Nacht explodieren kann, als offene Rechnung mit der Vergangenheit.
Hier ist Berlin. Hier holt die Vergangenheit die Gegenwart ein.