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Theater

Kings

Von Nora Abdel-Maksoud in Zusammenarbeit mit Nora Haakh

Mabuse, seines Zeichens Impresario, Visionär, Menschenfänger und gerissener Geschäftsmann, hat schon bessere Zeiten gesehen. Früher war sein Wanderzirkus Talentschmiede für die ganz großen Künstler, Revolutionäre und Empörer. Aber die Bretter, die einst die Welt bedeuteten, sind inzwischen morsch geworden. Der Lack ist ab, der Markt ist satt und an den großen Umsturz glaubt sowieso keiner mehr. Mabuse wartet längst nicht mehr auf einflussreiche Mäzene, Kunstsammler und Galeristen, sondern auf seine aufgebrachten Gläubiger, die Besitzer der Kings Mob Gin Destille. Eine Sensation muss her. Als letztes Nachwuchstalent der Wunderschau fiebert nur Langzeitpraktikantin Pino noch ihrem Durchbruch entgegen. Wenn Mabuse ihr ungemeines Potenzial beschwört, hängt sie an seinen Lippen, übt verbissen für ihren großen Auftritt und träumt, immer kränkelnd, von Ikonentum trotz glücklicher Kindheit.

Als plötzlich doch ein Held vom Himmel fällt. Ein gesetzloser Kunstrebell. Nur leider auf den Kopf.

2012 präsentierte Nora Abdel-Maksoud im Rahmen des Abends Scheppernde Antworten auf dröhnende Fragen im Ballhaus ihre Debütinszenierung: einen rasanten Roadmovie auf der Suche nach neuen Heldinnen jenseits überholter Rollenklischees. In ihrer zweiten Arbeit widmet sie sich erneut einer der unbehaglich unbeantworteten Fragen unserer Zeit: Wo, bitte, geht’s denn nun zur Revolution? Haben wir sie verpasst, die Abzweigung zum Fliegenlernen, irgendwo zwischen präziser Selbstverwirklichung, stressbedingten Brustbeklemmungen und königlichem Privileg? Ein Stück über uns, die Satten, die Privilegierten, die Beißschienenträger. Ein Stück gegen den Zynismus, ein Stück für den Babyblick und für die Kapitulation. Und nur für Verrückte.