Von Feridun Zaimoğlu und Günter Senkel
Frei nach Nathan der Weise von Gotthold Ephraim Lessing
Jerusalem, in naher Zukunft. Ein säkularer jüdischer Bürgermeister versucht mit eiserner Hand die Stadt zu regieren, in der Wahnsinn und Alltag dicht beieinander liegen: steineschleudernde Mohammedaner gegen betonverliebte jüdische Siedler, bibeltreue Christianer gegen irdische Verwaltungsvorschriften und Händler aller Couleur gegen illegale Marktstände. Eines Tages schlägt ein gewisser Nathan vor den Toren der Stadt sein Zelt auf und verkündet das Ende aller Tage.
Für das pragmatische Stadtoberhaupt zunächst kein ungewöhnlicher Vorfall auf seinem Hoheitsterritorium, wo seiner Meinung nach mehr Glaubensrichtungen existieren als Einwohner. Doch bald muss er erfahren, dass nicht nur seine irdisch erzogene Tochter dem neuen Messias verfallen ist, sondern auch die lokalen Vertreter der drei grossen Weltreligionen über die hohe Rate der Abtrünnigen in ihren Gemeinden klagen. Eine Herausforderung für alle Gläubigen und Nicht-Gläubigen in der Heiligen Stadt, denn Nathan verkündet weder eine neue Religion noch wirbt er für ein neues heiliges Buch. Er rechnet schonungslos ab ‒ irdisch und himmlisch.
Großen Erfolg feierte Neco Çelik bereits mit seiner Inszenierung Schwarze Jungfrauen, für die Zaimoğlu und Senkel bei den Mühlheimer Theatertagen unter die besten sechs deutschsprachigen Theaterstücke 2007 gewählt wurden. Mit der Inszenierung von Nathan Messias führt Çelik seine künstlerische und persönliche Auseinandersetzung mit Religion weiter.