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Black Berlin Black – Widerstand

NAVALHA NA CARNE NEGRA / Rasiermesser im Schwarzen Fleisch

Ein Gastspiel von José Fernando Peixoto de Azevedo

    FESTIVALERÖFFNUNG 

     

In der Regie von José Fernando Peixoto de Azevedo verwandelt sich ein Brasilianischer Klassiker: Navalha na Carne, vor 50 Jahren von Plínio Marcos verfasst, war ein Skandal und gilt heute als Referenz in der weißen Theatergeschichte. Nun, in der Aneignung durch die Schauspieler*innen Lucelia Sergio, Raphael Garcia und Rogério de Brito, wird daraus ein aktuelles Drama über Schwarze Lebenswirklichkeit.

Die Prostituierte Neusa Sueli, der Zuhälter Vado und Veludo, bilden hier das Personal für die Verhandlung gewaltiger Fragen: Denn woher kommt die Selbstverständlichkeit des Körpers als Ware, den hier der Zuhälter auf dem Markt bewirbt? Welche Ökonomie und welche Bilder bringen den Schwarzen Körper als Ware hervor?

Auf der Bühne ist ein Bett das einzige Objekt. Hier explodiert die Welt. Mittendrin eine Kamera, live wird projiziert. Die leichte Verzögerung des Bildes ist eine Erinnerung daran, dass alles, was geschieht, auch anders passieren könnte; dass es anders hätte passieren können, dass es sich anders entwickeln könnte. In der visuellen, medialen Vergrößerung, in der Hybridität von Bühne und Videobild, wird die Monstrosität von Demütigung und Objektivierung erfahrbar. Es wird verständlich, dass Worte Körper im Kampf sind.

Die hier agierenden Schauspieler*innen bringen unterschiedliche Erfahrungen aus dem Teatro Negro, aus dem pluralen Schwarzen Theater in Brasilien, mit. Schwarzes Theater – das bedeutet unter anderem eine In-Frage-Stellung des „klassischen“, weißen Theaters und dessen Verleugnung der historischen Gewalt: Schließlich gibt es jenseits des auf der Bühne gezeigten europäischen, melancholischen „Seins“ zahlreiche „Nicht-Seins“ auf der anderen Seite des Atlantiks, für die selbst das „oder“ keine Möglichkeit war.