Frei nach dem Film La Journée de la Jupe, Drehbuch und Regie Jean-Paul Lilienfeld
Von Nurkan Erpulat und Jens Hillje
Ich habe große Rechte, über die Natur ungehalten zu sein, und bei meiner Ehre, ich will sie geltend machen. Sie setzte uns nackt und armselig ans Ufer dieses großen Ozeans Welt ‒ Schwimme, wer schwimmen kann, und wer zu plump ist, geh unter! Sie gab mir nichts mit. Wozu ich mich machen will, das ist nun meine Sache. Jeder hat gleiches Recht zum Größten und Kleinsten. Frisch also! mutig ans Werk! ‒ Ich will alles um mich her ausrotten, was mich einschränkt, daß ich nicht Herr bin. Herr muß ich sein, daß ich das mit Gewalt ertrotze, wozu mir die Liebenswürdigkeit gebricht ab. Franz Moor in Die Räuber von Friedrich Schiller
Junge Männer mit Hintergrund versetzten neuerdings die deutsche Gesellschaft im alltäglichen Endkampf um die abendländische Zivilisation in Angst und Schrecken. Ihr Hintergrund ist meist ein migrantischer oder muslimischer oder bildungsferner. Manchmal treibt diese Angst auch Wurzeln, die sind dann vorzugsweise türkisch oder arabisch. Dann zwingen diese jungen Männer ihre Frauen Kopftuch zu tragen und ermorden um der Familienehre willen ihre Schwestern. Und statt sich zu bilden und zu arbeiten zeugen die Integrationsverweigerer auch noch ununterbrochen weitere neue Kopftuchmädchen. Soweit die gängigen Klischees in der gegenwärtigen „Islamdebatte“. Die einzige Hoffnung auf Rettung vor dem Untergang richtet sich nun auf die gute alte deutschen Schule, also: Bildung, Bildung, Bildung!!!
Eine der Lehrerinnen, auf denen die letzte Hoffnung der Nation ruht, bekommt eines Tages eine einzigartige Chance: Sie versucht ihren disziplinlosen Schülern mit Migrationshintergrund gerade Friedrich Schiller und seine idealistischen Vorstellungen vom klassischen deutschen Theater nahe zu bringen, als ihr in einem Gerangel eine Pistole in die Hände fällt, eine echte. Kurz zögert sie, dann nimmt sie ihre Schüler als Geiseln und zwingt sie mit vorgehaltener Waffe auf die Schulbühne zu treten und zu spielen. Denn allein Theater kann die Welt noch retten und heilen.
Mit dieser Geiselnahme hebt nun nicht nur ein abgründiger Tanz der Genres vom Thriller über die Komödie zum Melodrama an, sondern auch die lustvolle Dekonstruktion aller vermeintlich klaren Identitäten.
Bereits seit 2006 arbeiten der Regisseur Nurkan Erpulat und die Kuratorin und Produzentin Shermin Langhoff miteinander. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit entstanden die Inszenierungen Faked, Jenseits ‒ Bist du schwul oder bist du Türke?, Schattenstimmen und zuletzt Lö Bal Almanya. Im Rahmen von beyond belonging ‒ translokal am HAU und Ballhaus Naunynstraße inszenierte Nurkan Erpulat Man braucht keinen Reiseführer für ein Dorf, das man sieht nach einem Text von Tim Staffel. Verrücktes Blut ist nun eine Koproduktion mit der Ruhrtriennale.
Pressestimmen
Das Stück ist der Hit der Saison. ‒ Wolfgang Höbel, Der Spiegel
Atemberaubender, heiterer, klüger kann ein Theaterabend nicht sein. ‒ Peter Raue, BILD-Zeitung
Das ist besser als Hollywood! ‒ Schülerin der Kurt-Löwenstein-Schule
…was Regisseur Erpulat so vielbödig inszeniert, dass es eine helle Freude ist. ‒ Patrick Wildermann, Der Tagesspiegel
Verrücktes Blut ist das Stück der Stunde: ein Spiel, das mit sozialem Sprengstoff jongliert und dabei sein Vorbild, den Film »La Journée de la Jupe« von Jean-Paul Lilienfeld, nach dem der Regisseur Nurkan Erpulat und der Dramaturg Jens Hillje die Geschichte von der Banlieu nach Berlin verlegen, weit hinter sich lässt. ‒ Andreas Rossmann, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Nurkan Erpulat und sein junges Schauspielerteam dürften mit dieser hochintensiven Aufführung nicht nur für die Ruhr Triennale Theatergeschichte schreiben. ‒ Thomas Becker, Westfälische Rundschau
„Verrücktes Blut“ ist grotesk, realistisch, bitter ernst, schallend komisch. Muss man gesehen haben. ‒ Kai-Uwe Brinkmann, Ruhr Nachrichten