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Freitag, 16.11.2018 – Sonntag, 16.12.2018

Permanente Beunruhigung - Internationales Performancefestival

Unruhe. Zeiten, in denen die Brüche einer Gesellschaft sichtbarer werden. Zeiten, in denen Misstrauen und Ablehnung Diskurse und Beziehungen fragmentieren. Was macht das mit uns? Wie gehen wir damit um? Sich zurückziehen, um Ruhe zu finden, ist eine Möglichkeit. Für wen? Wenn wir dieses Privileg des Rückzugsortes und der Unauffälligkeit im Sinne der Norm nicht haben, was dann? Politische Ereignisse, gesellschaftliche Repressionen, alltägliche Attacken – manchmal genügt in diesem gesellschaftlichen Klima ein Blick, eine Berührung, und alles spannt sich, der Körper krampft. Das Gleichgewicht wiederzuerlangen verlangt eine Ausgleichsbewegung, ein eigenes Drehmoment, einen Gegenimpuls. Das ist der Beginn der Choreografie, der Komposition, der Performance.

Mit dem international besetzten Festival Permanente Beunruhigung feiern wir: 10 Jahre postmigrantisches Theater am Ballhaus Naunynstraße! Seit seiner Eröffnung durch Shermin Langhoff erhält es seine künstlerische Innovationskraft aus der Beunruhigung, aus der Infragestellung der gewohnten Diskurse. Entsprechend dem Profil des Hauses haben wir internationale und Berliner Künstler*innen, die zu den Themen Queerness, Feminismus, Black Lives, Diaspora, Postkolonialismus, Afrofuturismus interdisziplinär arbeiten, zu einer Begegnung eingeladen. Profis ihrer Disziplinen und Seismograf*innen gesellschaftlicher Bruchlinien kommen zu einer einmaligen künstlerischen Herausforderung zusammen: Zwei Tage Probenzeit in einer nie zuvor versuchten Konstellation; und am dritten und am vierten Tag kommt die Arbeit zur Aufführung. Im Zentrum stehen Begegnung und Vertrauen – seitens der Perfomer*innen, des
Hauses, des Publikums; sowie die besondere performative und inhaltliche Energie, die aus einer solchen intensivierten Begegnung entsteht.

23 Künstler*innen aus Amsterdam, Bangalore, Berlin, Belo Horizonte, Cartagena de Indias, Den Haag, Kairo, Kampala, Lomé, Porto Alegre, São Paulo setzen sich in fünf Konstellationen der Beunruhigung des Formats aus, der Begegnung und des offenen Arbeitsprozesses. Sie suchen in jeweils zwei Tagen die translokale Kooperation, die Intimität
der künstlerischen Arbeitsbeziehung, das Gemeinsame und ihr Ziel. Denn das ist die Herausforderung Permanente Beunruhigung: die eigene Routine zu überwinden für eine gemeinsame Gravitation, um dann mit Wucht in die Öffentlichkeit zu gehen, für eine temporäre oder nachhaltige Beunruhigung.

Das internationale Performancefestival Permanente Beunruhigung ist der Höhepunkt einer Serie, die im Frühjahr 2017 begann. Vol. I – IV. brachten an vier Wochenenden eindringliche Shows mit Bishop Black (Performer), Sofia Borges (Musikerin), Fritz Helder (Performer, Musiker), Raphael Hillebrand (Tänzer), Mmakgosi Kgabi (Performerin, Tänzerin), Infinite Livez (DJ), Eurico Ferreira Mathias (Cellist, Komponist), Nasheeka Nedsreal (Tänzerin), Silvia Ospina (Tänzerin), Zé de Paiva (Tänzer, Videokünstler), Ricardo de Paula (Tänzer, Choreograf), Juliana Piquero
(Performerin, Tänzerin), Isabel Gonzalez Toro (Musikerin), Kenny Wesley (Sänger) und Dusty Whistles (posthumane Drag-Performerin).

Das Ballhaus Naunynstraße feiert nun sein 10-jähriges Bestehen als postmigrantisches Theater mit einem Festival translokaler Ausrichtung - ein Festival des Unvorhersehbaren und der Autonomie bei Abwesenheit von dramaturgischen Kontrollinstanzen.

Drei neue Shows entstehen: Beunruhigung 1 mit Dessa Ganda (Autor, Performer), Tanisha Vicky Germain (Filmemacherin, Aktivistin), Ana Pi (Choreografin, Bildende Künstlerin), TRVANIA (Poetin, Sängerin). Beunruhigung 2 mit Quinsy Gario (Dichter, Performancekünstler), Daniel Lima (Künstler, Kurator, Herausgeber, Wissenschaftler), Lobadys Pérez (Tänzer, Choreograf), meLê yamomo (Klang- und Performancekünstler, Wissenschaftler). Beunruhigung 3 mit Deepika Arwind (Performerin, Theatermacherin, Autorin), Linda Nabasa (Schauspielerin, Autorin), Shaymaa Shoukry (Choreograf in, Performerin), Biliana Voutchkova (Musikerin, Komponistin, Performerin).

Der Rahmen des Festivals bietet auch die Gelegenheit, zwei Performances, Ergebnisse der ersten Reihe von Begegnungen, wiederaufzunehmen und neu zu bearbeiten: UBUNTU mit Eurico Ferreira Mathias, Nasheeka Nedsreal, Zé de Paiva, Ricardo de Paula und Your Devices mit Bishop Black, Fritz Helder, Mmakgosi Kgabi, Dusty Whistles.

Am 24. November gibt Fritz Helder mit Band ein Konzert – für uns die Jubiläumsparty! In zwei Vernetzungstreffen werden intersektional Beunruhigungen und Angriffe ref lektiert sowie politische und künstlerische Strategien des Schutzes und der öffentlichkeitswirksamen Beunruhigung zusammengetragen und neue entworfen. Impulse geben Daniel Lima und meLê yamomo. Die Band 3Women beschließt das Festival.