Iury Trojaborg wurde in Rio de Janeiro, Brasilien geboren. Bis 2009 studierte er Schauspiel an der Bundesuniversität des Bundesstaates Rio de Janeiro. Anschließend erhielt er ein Stipendium von Erasmus Mundus und absolvierte 2012 ein Masterstudium in Performing Arts an der Goethe Universität Frankfurt am Main und an der Københavns Universitet in Kopenhagen, Dänemark. Beeinflusst vom Begriff des Postdramatischen Theaters ist er ein Künstler, der daran interessiert ist, Dialoge zwischen verschiedenen Kunstformen wie Theater, Performance, Tanz, Bildende Kunst, Oper und Literatur zu führen. Als Dramaturg arbeitete er 2013 für die Inszenierung der Oper Parsifal von Richard Wagner, eine Koproduktion zwischen der dänischen Kompanie Hotel Pro Forma und dem Teatr Wielki in Posen, Polen. Von 2013 bis 2015 war er Stipendiat am Mentoringprogramm vom Performing Arts Programm Berlin. Von 2014 bis 2017 war Iury Dramaturg bei unterschiedlichen Produktionen im Ballhaus Naunynstraße. 2015 war Iury Trojaborg Stipendiat am Internationalen Forum des Theatertreffens der Berliner Festspiele. Als Performer und Co-Regisseur führte Trojaborg 2016 Frutas Afrodisíacas auf, eine Koproduktion zwischen Studio Я im Maxim-Gorki-Theater und Ballhaus Naunynstraße.
Queerness war seit jeher ein wichtiger Bestandteil in Iurys künstlerischer Tätigkeit. Berlin trug jedoch erheblich dazu bei, Iurys Verständnis von Queerness zu erweitern. Das Leben in Berlin brachte viele Themen zum Vorschein, die mittlerweile sehr stark in sein künstlerisches Schaffen einfließen: Sichtbarkeit, Grenzen und unsichtbare Barrieren, denen Zugezogene in Deutschland begegnen, Klischees über Brasilianer und Lateinamerikaner, die Freiheit zu entscheiden, wie man sich bezüglich der Geschlechterkonformität der Gesellschaft präsentiert und die Stigmatisierung, die durch den Blick der anderen auferlegt werden (bezüglich Gender identifizierte sich Iury früher als binary Person, wogegen er sich jetzt als non-binary Person identifiziert; hinsichtlich race/Herkunft wird Iury in Brasilien als weiße Person angesehen, während er in Deutschland als Person of Color gilt), die Angst, mit einem Mal zu erkennen, man selbst eine kolonisierte Person zu sein und der Versuch, sich selbst zu entkolonisieren und die Suche nach Geschichten, die den verstummten Standpunkt der Kolonisierten und nicht die der alten Kolonialherren offenbaren.