Von Jonas Hassen Khemiri
25. & 27.-29.6.2014, 20 Uhr (mit engl. ÜT)
Da ist gestern so ein krankes Ding passiert. Habt ihr gehört? Ein Mann. Ein Auto. Zwei Explosionen. Mitten in der City. Ich rufe meine Brüder an und sage: Nein, niemand wurde gefasst. Niemand verdächtigt. Ich rufe meine Brüder an und sage: Jetzt geht’s los!
Am Tag nach dem Selbstmordanschlag in Stockholm 2010, bei dem der Attentäter starb und zwei Passanten verletzt wurden, geht Amor durch die Straßen der Stadt und ruft seine „Brüder“ an: Seinen besten Freund, der ihn zusehends nervt, seitdem er Vater geworden ist, seine Cousine in der „Heimat“ weit weg von Stockholm, die ihm immer und immer wieder Aufträge im Namen der Familie gibt, und seine Sandkastenliebe, in die er nach wie vor hoffnungslos verknallt ist. Ein fast ganz gewöhnlicher Tag im Leben eines ganz normalen jungen Mannes, der zum ersten Mal in seinem Leben in den Spiegel schauen muss, den „Andere“ ihm vorhalten.
„Wer sind die Anderen? Es gibt keine Anderen. Es gibt Extremisten auf allen Seiten, die uns weismachen wollen, es gäbe die Anderen. Jeder, der über die Anderen spricht, ist ein Idiot.“