Das kontinentale, imperiale Denken legt sich über die Landschaft. Vermessen werden Hügel und Täler, vermessen werden die Klänge und Beziehungen. Aber ist das überhaupt möglich? Was ist, wenn diese Landschaft zum größten Teil aus Wasser besteht, wenn das Dazwischen und das Flüssige das Leben bestimmen? Wenn die Strömungen sich verwirren und die eigene Position beständig verschoben wird? Kann man aus dieser Erfahrung eine eigene, widerständige Kunst entwickeln?
Mo’ong ist Komponist und Instrumentenbauer, Pepe Dayaw ist Performer und Fashion-Designer. Beide sind in einem Inselstaat aufgewachsen – Indonesien und Philippinen. Die Philippinen bestehen aus 7102 Inseln, Indonesien aus 17.508 Inseln. Beide gehen in ihrer Kunst von „Left-overs“ aus. Das, was in der Logik von Konsum und Status als Rest wahrgenommen wird, wird in ihren Händen zu neuen Medien: Mo’ong schafft daraus Instrumente und neue Klänge, Pepe Kleider, Kostüme, Performances. Mit dem, was da ist, improvisierend und experimentierend lassen sie den ‚Standard‘ hinter sich, um neue Klangkörper, Ausdrucksmedien und Resonanzen zu kreieren. Der ‚Standard‘ ist eine imperiale Setzung, nicht nur in Indonesien und auf den Philippinen. Die Arbeit mit den Resten ist politisch widerständig, die Komposition von „Left-overs“ und ihren Klängen ist die Suche nach Freiräumen.
Für Overlapping Waves kommen J. Mo’ong Santoso Pribadi und Pepe Dayaw erstmals am Ballhaus Naunynstraße zusammen. Soundkomposition und Performancekunst: Das Flüssige, das archipelische Dazwischen sind entscheidend, die Begegnung, die Ergänzung aus verschiedenen Richtungen. Gemeinsam gestalten sie ihre Komposition aus Dingen und Tönen, aus Artefakten und Rhythmen – immer auf der Suche nach einer Verflüssigung der imperialen Ordnung, nach einer Öffnung zu einer selbstbestimmten Unvorhersehbarkeit.