Wir leben an einem lauten Ort, in der Stadt. Weil hier die Gleichzeitigkeit der Stimmen herrscht. Marque-Lin, Performance-Künstlerin, und Emilio Cordero Checa, Sound- und Lichtdesigner, suchen in Unknown Frequencies die politische Kraft des Lärms, die Geborgenheit im Lärm. Denn das Gegenteil von „Musik“ ist nicht die Stille.
Lärm machen immer nur die Anderen. „Musik“ ist ein hierarchisches System, ausdifferenziert in „Genres“, „Gattungen“, „Stile“, markiert über Präfixe wie „Volks-“ und „Pop-“; „Musik“ ist exkludierend. „Musik“ ist eine Grenze. Was jenseits davon liegt, ist „Lärm“. Lärm kann man nicht dechiffrieren – und doch wiedererkennen. Jede Kreuzung hat ihren Klang, daran erkennen wir unser Zuhause. Lärm dringt in den Körper ein, noch bevor wir wissen, wie uns geschieht. Wir leben im Lärm. Er ist ein Teil von uns. Er ist das Lied der Stadt. Lärm ist der Widerstand der Ungehörten.
Emilio Cordero Checa studierte an der Universidad San Francisco de Quito (Ecuador) Musik und Sounddesign, um sich dann Lichtdesign zuzuwenden. Marque-Lin studierte Soziologie, Dramaturgie und Performancekunst. Nun kommen sie erstmals am Ballhaus Naunynstraße zusammen: Unknown Frequencies ist ein Austausch über die jeweiligen Wege durch die eurozentristisch geformte Welt des Klangs und ein Demonstrieren der eigenen Soundgebilde, Soundbarrikaden, Soundkapseln. Schließlich gilt es, die eigenen Bedürfnisse in Sound zu wandeln, so dass sie in Schwingungen versetzt weitergetragen und verstärkt werden, bis sie Resonanzen erzielen. Unknown Frequencies ist die Suche nach den gemeinsamen Frequenzen jenseits der Norm. Denn dort, wo die Musik aufhört, beginnt etwas Neues.