Was zeigen Fotos und Filme? Die Wirklichkeit? Die Wünsche der Kameraleute und Fotograf*innen? Die kulturellen Muster der Wahrnehmung? 1948 kam eine Reihe von Filmen in die niederländischen Kinos, Filme über das Leben auf den karibischen Inseln. Quinsy Gario, karibisch-niederländischer Dichter, bildender Künstler und Performer, bekannt insbesondere für sein Performance Zwarte Piet Is Racisme, setzt mit seiner Lecture-Performance Tracing a memory pt. III sein Projekt der erneuernden Geschichtsschreibung fort.
Ausgangspunkt bilden historische Aufnahmen der karibischen Inseln, auf 35-Millimeter-Schwarz-Weiß-Tonfilm. Sie waren im Auftrag des Rijksvoorlichtingsdienst (Informationsservice der Niederländischen Regierung) aufgenommen worden, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, zur Zeit des Indonesischen Unabhängigkeitskriegs gegen die niederländische Kolonialmacht. 2019 reisten Quinsy Gario und seine Mutter Glenda Martinus nach St. Maarten, eine der Inseln, die in den Filmen dokumentiert wurden. Sie besuchten die gleichen Orte und filmten sie erneut, diesmal auf Super-8: tracing a memory.
In Tracing a memory pt. III nutzt Quinsy Gario dieses Filmmaterial, um über Bilderfassungstechnologien als Werkzeuge der Befreiung und über Spiel und Unproduktivität als Strategien der Verweigerung gegenüber kolonialen Normen nachzudenken. Und über die Erfahrung des gemeinsamen Reisens.
Nach seinem Auftritt beim Internationalen Performance-Festival Permanente Beunruhigung und seinem Vortrag When artists refuse in der letzten Spielzeit, ist dies nun seine erste Soloarbeit am Ballhaus Naunynstraße.