In englischer Sprache
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Abzweigung oder Knotenpunkt? Viele Wege führen uns zusammen. Ebenso viele führen uns auseinander. Was verbindet uns? Sechs Schwarze Tänzer*innen begegnen sich in Nasheeka Nedsreals Choreografie.
Schwarzsein verbindet – die Gewalt einer weißen Dominanzgesellschaft setzt uns demselben Druck, derselben Gefährdung aus. Wir sind eins. Eine Geschichte prägt uns: We matter! Und doch haben wir zahlreiche Geschichten. Berlin ist der Knotenpunkt, hier haben wir uns getroffen. Hier geboren oder zugewandert. „Afro“ als Präfix verbindet uns, während die Diversität der Herkünfte, der Geschlechter, der Erfahrungen, der Vorlieben und Bedürfnisse unseren Reichtum ausmachen. Und unsere Differenzen. Die Differenzen arbeiten in uns, im Körper, in der Gruppe, es knirscht im Gefüge. Die Bindeglieder müssen stark sein. Neue Bindeglieder müssen geformt, angepasst und verdichtet werden. Tanz ist ein gemeinsames Element.
Tanz ist unsere Sprache. Aber unsere Stile sind so divers wie unsere Geschichten. Muster und Ausdruck lassen sich nicht ohne weiteres übersetzen. Und dennoch: Tanz ist unsere Praxis, in der wir unsere Differenzen und Grenzen verflüssigen. Er ist das Medium, in dem wir uns verflüssigen. In dem sich unsere Köper begegnen. In dem wir uns begegnen. In dem wir uns zu neuer Kraft verbinden!
Mit Junctions spürt Nasheeka Nedsreal und ihr Ensemble der politischen Kraft des Tanzes nach. Ausgehend von einer Reflexion von Othermothering und Care erproben sie die energetischen, schützenden, verbindenden Qualitäten des Mediums. Tanz wird hier zur eigengesetzlichen Sphäre, in der die vielfachen Unterschiede in Beziehung gesetzt werden, in der das Verbindende gestaltet und gestärkt wird. Denn Junctions, stabile Verbindungen, sind prägend. Mit ihnen lässt sich Zukunft gestalten.
Nach zahlreichen Kooperationen als Tänzerin und nach ihrem vielfach wiederaufgenommen Solo New Growth gibt Nasheeka Nedsreal mit Junctions ihr Debut als Choreografin am Ballhaus Naunynstraße.