Zé de Paiva lebt und arbeitet als Videokünstler, Tänzer und Schauspieler in Berlin. Nach seiner Ausbildung zum Fotografen wandte er sich dem Theater zu. 2003 wurde er Ensemblemitglied des Teatro Oficina unter der Leitung von José Celso Martinez Corrêa in São Paulo, Brasilien.
In Deutschland gastierte das Ensemble u.a. mit dem fünfteiligen Bühnenepos Os Sertões bei den Ruhrfestspielen in Recklinghausen (2004) und an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz (2007). Zwischen 2009 und 2018 war Zé de Paiva als Tänzer und Videokünstler festes Mitglied der Kompanie Grupo Oito. In diesem Rahmen brachte er verstärkt seine Videoarbeiten ein. Sein Fokus liegt auf Videoinstallationen als Teil des Bühnenbilds. Die audiovisuellen Inhalte bilden dabei einen Bezugshorizont für das Tanzgeschehen; bisweilen interagieren Tanz und Video, sie oszillieren und verschmelzen zu einer künstlerischen Sprache.
Für die Tanzperformance Part of You (2016), die sich mit der Überwachungsgesellschaft im digitalen Zeitalter auseinandersetzt, schuf er Video-Montagen und eine Vorrichtung, die eine über 360° aufgegliederte, 16-perspektivische Projektion ermöglichte. In der Performance Sight (2016) entwarf er einen Kubus aus Projektionsflächen, die von innen und außen bespielt werden konnten. In Ubuntu – Permanente Beunruhigung I (2017) verknüpfte er erstmals seinen Körper mit Aufnahme- und Abspielgeräten: Kamera und Beamer wurden zu beweglichen, tänzerischen Körper-Organen.
Seit 2016 arbeitet er als Kameramann und Performer mit der Autorin und Künstlerin Grada Kilomba. Neben den oben erwähnten Projekten von Grupo Oito gestaltete Zé de Paiva auch Videoräume für andere Künstler*innen am Ballhaus Naunynstraße, beispielsweise für Atif Mohammed Nor Husseins Arbeit Courageux! Furchtlos! (2021) und für Nasheeka Nedsreals Junctions (2022). Mit Cyclops schuf er 2019 seine erste eigene video-choreografische Arbeit; 2024 übernahm er erstmals die Tätigkeit als Spielleiter für GEGENRHYTHMEN, eine Produktion der akademie der autodidakten.